Liebe Mamas, liebe Papas, habt ihr euch schon einmal gefragt, was diese bunten Linien und Kurven im Untersuchungsheft eures Kindes bedeuten? Keine Sorge, ihr seid nicht allein! Die sogenannten Perzentilkurven können auf den ersten Blick ziemlich verwirrend aussehen. Aber keine Panik – sie sind eigentlich ein super hilfreiches Werkzeug, um die Entwicklung eures kleinen Schatzes im Auge zu behalten.
In diesem Artikel möchte ich euch durch den „Kurvendschungel“ führen und erklären, wie ihr diese Grafiken ganz einfach lesen und verstehen könnt. Ihr werdet sehen: Mit ein bisschen Hintergrundwissen werden die Perzentilkurven zu eurem Verbündeten bei der spannenden Reise durch die Entwicklung eures Kindes.
Also, schnapp dir eine Tasse Kaffee (oder Tee), mach es dir gemütlich, und lass uns gemeinsam die Perzentilkurven erforschen.

Wieso macht man sich Gedanken um Perzentilkurven?
Eine Sache, die ich am Mama-sein wirklich schön finde, ist, dass man wirklich viel im Austausch mit anderen Müttern ist. Das kann natürlich positiv oder negativ behaftet sein. Ich habe es selbst schon oft miterlebt, wie viel Konkurrenz zwischen Müttern bzw. Eltern herrscht: „Mein Kind kann schon x“ „meines dafür schon y!“ Diese Art von Unterhaltungen meine ich nicht. Vielmehr kann es eine wirkliche Stütze und oft auch Entlastung sein, mit anderen über die eigenen Themen oder auch Probleme zu sprechen. Mir jedenfalls hilft es sehr, dass ich mittlerweile ein tolles Netzwerk an Mamas mit Kindern in ähnlichem oder gleichem Alter habe, um mit meinen Fragezeichen nicht allein dastehen zu müssen. Und der direkte Kontakt mit einer Person des Vertrauens ist meines Erachtens nach 100 Mal wertvoller als 1 Mal googlen.
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Auch eine gute Freundin von mir kontaktiert mich seit ein paar Monaten immer wieder mit Fragen zu Baby-, Kinder- und Kindergesundheitsthemen, da sie eine kleine Tochter hat, die etwas jünger als mein jüngster Sohn ist. Sie erwähnte schon ein paar Mal, dass sie sich Gedanken mache, weil ihre Kleine recht zierlich sei und auch ihre Kinderärztin ihr Druck mache, sie sei zu dünn und sie solle mit der Beikost Gas geben und ggf. auch Pre Milch anbieten. Meine Freundin stillt noch recht viel – genauso wie ich es übrigens auch gemacht habe. Es war das Entspannteste für Mutter und Kind und meine Jungs waren (und sind es heute übrigens vergleichsweise auch noch nicht) einfach keine guten Esser, wenn ich es mit anderen Kids im Umfeld verglichen habe.
Zurück zu den Perzentilkurven…
Ich habe meine Freundin immer wieder gefragt, wie groß und schwer ihre Tochter denn sei bzw. auf welcher Perzentile sie liegt. Wochenlang konnte sie die Frage nicht so genau beantworten, weil sie die Tochter entweder schon lange nicht gewogen oder gemessen hatte. Ich hatte den Eindruck, sie sei gar nicht ungewöhnlich zierlich oder gar mager, aber das ist schließlich keine Expertenmeinung. Da ich jedoch ein Freund der Statistik bin – spätestens seit dem Abschluss meiner Masterarbeit – habe ich auf die Daten gepocht und schließlich hat sie mir Größe und Gewicht des Mädchens geschickt, sodass ich die Daten im U-Heft überprüfen konnte. Meine Freundin meinte übrigens, sie habe die Daten irgendwo im Internet eingetippt und es sei herausgekommen, ihre Tochter sei „auf der 10. Perzentile“. Nun – erstens stimmte das überhaupt nicht. Und zweitens wusste meine Freundin mit diesem Ergebnis auch recht wenig anzufangen. Daher habe ich ihr die Zahlen einmal erklärt und möchte dies nun auch hier einmal tun, da ich glaube, dass nicht alle Kinderärzte die Zahlen richtig erklären und manche auch nicht richtig deuten und damit den Eltern unnötig Angst machen.
Was bedeuten die Zahlen der Perzentilkurven also? Hier eine kurze Erläuterung
Zunächst einmal müssen wir Körpergröße und -gewicht getrennt voneinander betrachten. Das Kind hat dabei nicht eine Perzentile, auf der es liegt, sondern zwei – eben je eine für Körpergröße und eine für Körpergewicht. Fragt man sich nun, auf welcher Perzentile das Kind liegt, geht man folgendermaßen vor. Zunächst fährt man auf der x-Achse solange nach rechts, bis man beim aktuellen Alter des Kindes angekommen ist. Danach folgt man der y-Achse nach oben, um das Gewicht abzutragen. Schließlich landet man auf einem Punkt. Vergleichen kann man diese Punkt nun mit den bereits eingezeichneten Linien, die das Gewicht vieler vieler gemessener Kinder abbilden. Jede der Linien bildet eine Perzentile ab. Eingetragen sind meist die 3., 25., 50., 75. Und 97. Perzentile. Im Fall der Tochter meiner Freundin waren es übrigens 8,2 Kilo und 72 cm Körperlänge im Alter von 10 einhalb Monaten. Damit liegt sie bei der Körpergröße etwa auf der 26. Perzentile und beim Gewicht recht genau auf der 25sten Perzentile.

Und was bedeutet das nun?
Lesen kann man das Ergebnis wie folgt: Etwa 25 % der Kinder sind leichter als oder gleich schwer wie das betrachtete Kind und 26% der Kinder sind gleich groß oder kleiner als sie. Damit ist sie zwar unterdurchschnittlich klein und leicht, ABER für ihre Körpergröße ist sie nicht untergewichtig! Da die beiden Werte sehr ähnlich sind, „passt“ ihr Gewicht sozusagen zu ihrer Größe. Und wie groß ein Kind ist, hat nunmal mehr Einflussfaktoren als „nur“ die Muttermilch oder die Beikost, etwa die Körpergröße der Eltern.
Kleiner Statistik-Nerd-Fact: das 50% Perzentil ist nicht etwa wie man annehmen würde der „Durchschnitt“, sondern der sogenannte „Median“. Beim Durchschnitt würden Ausreißer miteingerechnet, also wenn ein Kind z.B. riiiiichtig groß wäre, würde es den Durchschnitt/Mittelwert total nach oben hin verändern. Beim Median passiert das dagegen nicht. Es ist einfach der mittlere Wert, wenn man alle gemessenen Werte aufsteigend sortiert und damit viel aussagekräftiger als der Durchschnitt.
Übrigens gibt es im U-Heft je eine Kurve für Mädchen und eine für Jungs, da Jungs im Durchschnitt etwas schwerer sind als Mädchen.
Ich hoffe, ich konnte damit etwas Licht ins Dunkel bringen. Bei Fragen dürft ihr mir natürlich gerne jederzeit schreiben.
Wie ist das bei euch? Hattet ihr Probleme mit dem Gewicht eurer Kids und was habt ihr dagegen unternommen?
P.S.: Mit meiner Erklärung möchte ich nicht ausschließen, dass es andere Gründe geben kann als das reine Gewicht, warum man einem Kind vermehrt Beikost geben sollte, etwa die Blutwerte. Dies kann und muss jedoch nur ein Arzt/ eine Ärztin beurteilen. Bei Verdacht auf einen Mangel, etwa weil bestimmte Symptome vorliegen, erscheint es mir persönlich jedoch sinnvoll, diesen erstmal zu überprüfen bevor man ein Kind zu sehr zum Essen drängt, obwohl es das nicht von sich aus möchte.
Fazit
Die Perzentilkurven im Kinderuntersuchungsheft sind ein wertvolles Instrument zur Einschätzung der kindlichen Entwicklung, sollten aber mit Verständnis und ohne übermäßigen Vergleichsdruck interpretiert werden. Wichtig ist, dass Eltern die Bedeutung dieser Kurven verstehen: Sie zeigen, wo ein Kind im Vergleich zu Gleichaltrigen in Bezug auf Größe und Gewicht steht, wobei beide Werte getrennt betrachtet werden müssen.
Es ist normal und gesund, dass Kinder auf unterschiedlichen Perzentilen liegen, solange ihr Wachstum konsistent ist und Größe und Gewicht in einem angemessenen Verhältnis zueinander stehen. Eltern sollten sich nicht von einzelnen Zahlen verunsichern lassen, sondern die Gesamtentwicklung ihres Kindes im Blick behalten.
Der Austausch mit anderen Eltern und medizinischen Fachkräften kann hilfreich sein, um die eigenen Sorgen einzuordnen. Dabei ist es wichtig, jedes Kind als Individuum zu betrachten und nicht in einen übermäßigen Vergleich mit anderen zu treten. Letztendlich sind die Perzentilkurven nur ein Aspekt der kindlichen Gesundheit und sollten im Kontext anderer Faktoren wie Ernährung, Aktivität und allgemeinem Wohlbefinden gesehen werden.
Eltern sollten ermutigt werden, bei Unsicherheiten das Gespräch mit ihrem Kinderarzt zu suchen, um eine ganzheitliche Einschätzung der Entwicklung ihres Kindes zu erhalten und unnötige Sorgen zu vermeiden.
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