Kohlenhydrate sind oft ein heiß diskutiertes Thema in der Welt der Ernährung. Während einige sie als die Wurzel aller Übel betrachten, schwören andere auf ihre Energie spendenden Eigenschaften. Doch wie entscheidest du, welche Kohlenhydrate wirklich gut für dich sind? Schlemmst du einfach Nudeln und Brot in Hülle und Fülle oder wählst du nur die „gesunden“ Carbs? In diesem Artikel erkläre ich dir die drei entscheidenden Kriterien, die du heranziehen musst, um die Qualität von Kohlenhydraten zu beurteilen. So kannst du kluge Entscheidungen für deine Ernährung treffen. Egal, ob du deine Energie steigern, dein Gewicht halten oder einfach nur gesünder leben möchtest – diese Kriterien sind dein Schlüssel zu einer bewussten Kohlenhydratwahl. Guten Appetit!
Gute und schlechte Kohlenhydrate – gibt’s das überhaupt?
Kartoffeln, Reis, Nudeln, Brot… wer sich schon mal mit Low Carb Kost beschäftigt hat, weiß genau in welchen Lebensmitteln Kohlenhydrate stecken. Bei dieser Ernährungsform werden die leckeren Speisem konsequent gemieden. Dabei ist das gar nicht notwendig, um abzunehmen und sich gesund zu ernähren – zumindest wenn man die richtigen Carbs auswählt!
Kohlenhydrate spielen eine zentrale Rolle in unserer Ernährung, aber nicht alle sind gleich geschaffen. Damit du mit der Wahl deiner Beilage etwas Gutes für deine Gesundheit tust, ist es wichtig, dass du unterscheiden kannst, welche Kohlenhydrate welche Eigenschaften haben und wie diese auf unseren Körper wirken. Mit diesen Eigenschaften nehmen sie beispielsweise Einfluss auf unseren Blutzuckerspiegel und unser Energieniveau.
Damit du also die richtigen Entscheidungen zu treffen kannst, stellen ich dir hier die drei Hauptkriterien vor: den Glykämischen Index (GI), den Ballaststoffgehalt und die Nährstoffdichte. Diese Kriterien bilden das Fundament für eine intelligente Kohlenhydratwahl und ermöglichen es dir, die besten Optionen für deinen Körper und deinen Lebensstil auszuwählen.

Kriterium 1: Glykämischer Index (GI)
Der Glykämische Index – auch mit GI abgekürzt – ist ein Maß dafür, wie schnell und stark ein kohlenhydrathaltiges Lebensmittel den Blutzuckerspiegel ansteigen lässt. Er bewertet Kohlenhydrate auf einer Skala von 0 bis 100, wobei reiner Traubenzucker als Referenzwert mit 100 dient. Je niedriger der GI-Wert, desto langsamer und gleichmäßiger steigt der Blutzuckerspiegel an, was gut für uns ist! Lebensmittel mit niedrigem GI (unter 55) sind beispielsweise Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und die meisten Gemüsesorten. Einen mittleren glykämische Index (im Bereich 56-69) haben unter anderem Vollkornreis und Süßkartoffeln. Zu den Lebensmitteln mit hohem GI (über 70) zählen Weißbrot, gekochte Kartoffeln und viele Frühstückscerealien.
Ihr könnt es euch sicherlich schon denken: Für unsere Gesundheit sollten wir Produkte mit möglichst niedrigem GI wählen. Die Vorteile dieser Lebensmittel sind vielfältig: Sie sorgen für ein länger anhaltendes Sättigungsgefühl, helfen bei der Gewichtskontrolle, unterstützen eine gleichmäßige Energieversorgung und können das Risiko für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren. Indem du vermehrt auf Lebensmittel mit niedrigem GI setzt, kannst du deinem Körper helfen, den Blutzuckerspiegel besser zu regulieren und insgesamt von einer stabileren Energieversorgung profitieren.
Hier ein paar Beispiele für Lebensmittel mit niedrigem, mittleren und hohen GI:
Niedriger GI (unter 55):
- Linsen: GI 32
- Kichererbsen: GI 28
- Vollkornnudeln: GI 42
- Äpfel: GI 38
- Birnen: GI 34
Mittlerer GI (55-69):
- Bananen: GI 51
- Quinoa: GI 53
- Haferflocken: GI 58
- Weißer Zucker: GI 68
Hoher GI (70 oder höher):
- Weißbrot: GI 75
- Cornflakes: GI 80
- Kartoffelpüree: GI 83
- Wassermelone: GI 72
- Baguette: GI 95 (fast so hoch wie reiner Traubenzucker)
Es ist wichtig zu beachten, dass der GI je nach Zubereitung und Kombination mit anderen Lebensmitteln variieren kann. Zum Beispiel haben gekochte und dann abgekühlte Kartoffeln oder Nudeln einen niedrigeren GI als frisch gekochte, aufgrund der Bildung von resistenter Stärke.
Kriterium 2: Ballaststoffgehalt

Ballaststoffe – das sind unverdauliche Nahrungsbestandteile, die hauptsächlich in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen. Sie bestehen größtenteils aus Polysacchariden und erreichen den Darm unverändert.
Unser Darm selbst kann die Ballaststoffe, die wir über die Nahrung zu uns nehmen, nicht verdauen. Das heißt aber nicht, dass es sich dabei um reinen „Ballast“ für unseren Körper handelt, wie man früher annahm! Die Ballaststoffe werden nämlich durchaus für unseren Körper gebraucht, indem sie unsere Darmbakterien – das sogenannte Mikrobiom – nähren. Dieses Mikrobiom ist von großer Bedeutung für unsere Gesundheit! Mittlerweile gibt es ganze Forschungszweige dazu und auch einige tolle Veröffentlichungen*, die sich nur damit beschäftigen, wie wir durch einen gesunden Darm (das heißt vor allem ein gesundes Mikrobiom!) unserem gesamten Körper etwas Gutes tun können.
Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du eine gesunde Darmflora fördern kannst, lies doch einmal hier weiter.
Wie beeinflussen Ballaststoffe nur die Qualität eines Kohlenhydrats?
Es gibt zwei Hauptarten von Ballaststoffen: lösliche und unlösliche. Lösliche Ballaststoffe, wie Pektin und Guar, können Wasser binden und gelartige Substanzen bilden, während unlösliche Ballaststoffe, wie Zellulose, das Stuhlvolumen erhöhen und die Darmbewegung anregen. Ballaststoffe verbessern also unsere Verdauung spürbar. Zudem fördern sie ein gesundes Darmmikrobiom und helfen bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels. Sie spielen eine entscheidende Rolle dabei, wie schnell (bzw. langsam) ein Kohlenhydrat in unserem Körper aufgenommen wird. Auf diese Weise führt ein höherer Ballaststoffgehalt zu einem gleichmäßigeren Anstieg des Blutzuckerspiegels und einem länger anhaltenden Sättigungsgefühl.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine tägliche Ballaststoffaufnahme von mindestens 30 Gramm für Erwachsene. Gute ballaststoffreiche Kohlenhydratquellen sind Vollkornprodukte wie Haferflocken, Vollkornbrot und -nudeln, sowie Hülsenfrüchte wie Linsen und Bohnen. Auch Obst und Gemüse, insbesondere Beeren, Äpfel, Brokkoli und Karotten, liefern wertvolle Ballaststoffe.
Als Faustregel für die Beurteilung eines Lebensmittels anhand seiner Ballaststoffe, kann man das Verhältnis dieser Ballaststoffe zu den Gesamtkohlenhydraten heranziehen. Das Verhältnis von Gesamtkohlenhydraten zu Ballaststoffen sollte bei unter 10 zu 1 liegen, besser sogar noch unter 5 zu 1. Ein Beispiel: Ein handelsübliches Vollkornbrot liefert in etwa 40 Gramm Kohlenhydrate pro 100 Gramm und gleichzeitig 9 Gramm Ballaststoffe. Das Verhältnis liegt also bei 40:9 bzw. bei 4,4:1. Auf diese Weise beurteilt kann man das Produkt also als sehr gut einschätzen.
Kriterium 3: Nährstoffdichte
Das Konzept der Nährstoffdichte bezieht sich auf das Verhältnis von essentiellen Nährstoffen zur Energiemenge (also den Kalorien) eines Lebensmittels. Nährstoffreiche Kohlenhydrate sind deshalb so wichtig, weil sie nicht nur Energie liefern, sondern auch viele verschiedene Vitamine, Mineralstoffe und die eben genannten Ballaststoffe. Deshalb tragen sie zu einer ausgewogenen Ernährung bei und unterstützen die unterschiedlichsten Körperfunktionen. Beispiele für nährstoffdichte Kohlenhydratquellen sind Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Gemüse. Nährstoffarme Quellen sind dagegen meist raffinierte Produkte aus Weißmehl (also einfache Semmeln oder Brezeln) oder Süßigkeiten. Um die Nährstoffdichte einzuschätzen, kann man die Nährwertangaben auf Lebensmittelverpackungen vergleichen und auf den Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen im Verhältnis zum Kaloriengehalt achten. Eine gute Faustregel ist: Je weniger verarbeitet ein Lebensmittel ist, desto höher ist in der Regel seine Nährstoffdichte.
Besonders gut erläutern lässt sich der Grad der Verarbeitung eines Lebensmittels am Beispiel Mehl. Sicher kennst du die Bezeichnungen auf Mehlverpackungen, die mit „Type“ angegeben sind, zum Beispiel Type 405, Type 550 oder Type 1050. Anhand dieser Type kannst du erkennen, wie stark das Mehl gemahlen, also verarbeitet ist. Je niedriger die Type, desto weniger Mineralstoffe enthält das Mehl noch. Die Mineralstoffe wurden sozusagen im Laufe des Mahlprozesses zum feinen, weißen Mehl, das alle so lieben, komplett aus dem Korn herausgemahlen. Das Mehl besteht am Ende dieses Vorgangs nur noch aus vollkommen zerriebenen Mehlkörpern. Eine höhere Type, wie etwa 1050, hat dagegen einen noch deutlich höheren Mineralstoffgehalt. Übrigens: Letztlich ist es dabei vollkommen egal, ob es sich um Weizen-, Roggen- oder das beliebte Dinkelmehl handelt! Wenn du schneeweiß gemahlenes Dinkelmehl verwendest, statt eines Weizenvollkornmehls, hast du definitiv die schlechtere Wahl getroffen. Ich persönlich liebe ja Sauerteigbrot, zum Beispiel ein leckeres Roggenvollkornbrot. Ich schreibe euch bald ein Rezept dazu!
Der Grad der Verarbeitung kann aber auch anhand eines zweiten Beispiels gut beschrieben werden, nämlich Apfel vs. Apfelsaft. Ein ganzer Apfel enthält viel mehr Nährstoffe als ein ausgepresster. Darüber hinaus kommt aber noch ein zweiter Effekt zum Tragen: Durch den flüssigen Zustand des Apfels, wird der Zucker viel schneller im Blut aufgenommen, als es bei der ganzen Frucht der Fall ist. Und nicht zuletzt sind wir nach einem Apfel meist recht zufrieden, nach einem Glas Apfelsaft trinken wir aber schnell auch noch ein zweites oder drittes und nehmen damit viel mehr Zucker zu uns, als eigentlich gut für uns ist.

Praktische Anwendung der Kriterien
Die Anwendung der drei Kriterien – Glykämischer Index, Ballaststoffgehalt und Nährstoffdichte – im Alltag erfordert etwas Übung, kann aber schnell zur Routine werden. Beim Einkaufen lohnt es sich, die Nährwertangaben genau zu studieren: Achte auf den Ballaststoffgehalt (je höher, desto besser) und vergleiche den Zucker- und Kohlenhydratgehalt verschiedener Produkte. Ein niedriger Zuckergehalt deutet oft auf einen niedrigeren GI hin. Bei der Nährstoffdichte gilt: Je mehr Vitamine und Mineralstoffe pro Kalorie, desto besser. Vollkornprodukte sind hier meist die bessere Wahl. Ausgewogene Mahlzeiten mit hochwertigen Kohlenhydraten könnten beispielsweise ein Vollkornbrot mit Avocado und Ei zum Frühstück, ein Linsencurry mit Gemüse und Vollkornreis zum Mittagessen oder ein Quinoa-Salat mit gegrilltem Hähnchen und buntem Gemüse zum Abendessen sein. Indem du diese Kriterien bei deiner Lebensmittelauswahl berücksichtigst, kannst du deine Ernährung schrittweise optimieren und von den Vorteilen hochwertiger Kohlenhydrate profitieren.
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Fazit
Die Wahl der richtigen Kohlenhydrate spielt eine wichtige Rolle für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Durch die Anwendung der drei Schlüsselkriterien – Glykämischer Index, Ballaststoffgehalt und Nährstoffdichte – kannst du intelligentere Entscheidungen bei deiner Ernährung treffen. Hochwertige Kohlenhydrate liefern nicht nur Energie, sondern auch wichtige Nährstoffe und tragen zu einer stabilen Blutzuckerregulation bei. Indem wir uns für Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Gemüse entscheiden, können wir unseren Körper optimal mit Ballaststoffen und essentiellen Nährstoffen versorgen. Eine bewusste Kohlenhydratwahl ist ein wichtiger Schritt zu einer ausgewogenen Ernährung und einem gesünderen Lebensstil.
Jetzt bist du an der Reihe! Beginne noch heute damit, die Qualität deiner Kohlenhydrate zu verbessern. Hier sind drei einfache Schritte, die du sofort umsetzen kannst:
- Tausche bei deiner nächsten Mahlzeit ein raffiniertes Produkt gegen eine Vollkorn-Alternative aus.
- Füge deinem Einkaufszettel eine neue ballaststoffreiche Kohlenhydratquelle hinzu, die du ausprobieren möchtest.
- Teile deine Erfahrungen und Fragen in den Kommentaren. Welche hochwertigen Kohlenhydrate sind deine Favoriten?
In jedem Fall: Lass es dir schmecken!
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