Stell dir vor, du gehst mit Brustschmerzen zum Arzt, und er schickt dich mit der Diagnose „nur Stress“ nach Hause. Klingt unwahrscheinlich? Leider ist dies für viele Frauen Realität. Willkommen in der Welt des „Gender Health Gap“ – einer oft übersehenen, aber folgenschweren Kluft in unserem Gesundheitssystem.

Als Female Health Coach ist es meine Mission, Frauen dabei zu unterstützen, ihre Gesundheit und insbesondere ihre Hormonbalance zu optimieren. Ein oft übersehener, aber entscheidender Faktor dabei ist der sogenannte „Gender Health Gap“. Dieser Begriff beschreibt die Ungleichheiten in der Gesundheitsversorgung zwischen Männern und Frauen, die weitreichende Folgen für die weibliche Gesundheit haben können.
Jahrzehntelang galt der männliche Körper als Maßstab in der Medizin. Symptome, Dosierungen, Therapien – alles wurde primär an Männern erforscht und für Männer optimiert. Doch der weibliche Körper funktioniert in vielen Aspekten anders – ein Umstand, der im Gesundheitssystem oft nicht ausreichend berücksichtigt wird, mit teils dramatischen Folgen.
In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick darauf, wie sich der Gender Health Gap auf die Hormongesundheit von Frauen auswirkt und was wir dagegen tun können.
Du erfährst, wie sich diese Ungleichheit im Gesundheitssystem manifestiert, welche Auswirkungen sie haben kann und warum es wichtig ist, sich damit auseinanderzusetzen. Außerdem beschäftigen wir uns damit, wie der Gender Health Gap überhaupt entsteht, ob auch Männer benachteiligt werden, welche Fortschritte bereits gemacht wurden und was noch getan werden muss, um eine gerechtere und effektivere Gesundheitsversorgung für alle zu gewährleisten.
Was versteht man unter dem Gender Health Gap?
Mit dem englischen Begriff „Gender Health Gap“ werden Unterschiede in der Gesundheitsversorgung zwischen Männern und Frauen beschrieben. Diese führen wiederum zu Ungleichheiten in der medizinischen Behandlung und den Gesundheitsergebnissen.
Der Gender Health Gap umfasst viel verschiedene Aspekte: von der Unterrepräsentation von Frauen in klinischen Studien über geschlechtsspezifische Unterschiede in der Diagnose und Behandlung von Krankheiten bis hin zu Unterschieden in der Wahrnehmung von Symptomen durch Ärztinnen und Ärzte. Der Gender Health Gap zeigt sich beispielsweise darin, dass Herzinfarkte bei Frauen häufiger übersehen werden, weil ihre Symptome von denen der Männer abweichen können. Im Bereich der Hormongesundheit zeigt sich der Gender Health Gap beispielsweise dadurch, dass Schilddrüsenerkrankungen bei Frauen häufig übersehen oder fehldiagnostiziert werden, obwohl sie deutlich häufiger bei Frauen auftreten.
Im Kern geht es darum, dass das Gesundheitssystem historisch bedingt oft den männlichen Körper als Norm betrachtet hat, was zu einer Vernachlässigung der spezifischen gesundheitlichen Bedürfnisse und Besonderheiten von Frauen geführt hat.
Darüber hinaus umfasst der Begriff aber auch die Tatsache, dass Frauen und Männer auch unterschiedlich hohe Risiken für bestimmte Erkrankungen haben (z.B. Brustkrebs bei Frauen) oder ein unterschiedliches Gesundheitsverhalten an den Tag legen. So neigen Frauen eher dazu, regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen als Männer, was unter anderem für die Früherkennung hormoneller Störungen von großer Bedeutung sein kann.
Der männliche Körper als „Norm“ – historischer Kontext
Der Gender Health Gap hat tiefe historische Wurzeln, die bis in die Anfänge der modernen Medizin zurückreichen. Seit dem 18. Jahrhundert, als die Medizin begann, sich als wissenschaftliche Disziplin zu etablieren, wurde der männliche Körper als Standardmodell für medizinische Forschung und Lehre betrachtet. Diese Praxis basierte auf der damals vorherrschenden Annahme, dass der männliche Körper die „Norm“ darstelle, während der weibliche Körper als eine „Abweichung“ oder „Variation“ dieser Norm galt.
Diese historische Perspektive hat auch die Forschung und das Verständnis der weiblichen Hormongesundheit stark beeinflusst. Lange Zeit wurden die komplexen hormonellen Zyklen und Veränderungen im weiblichen Körper nicht ausreichend berücksichtigt oder als „Störfaktoren“ in der Forschung angesehen.
Einerseits lag dies sicher daran, dass über viele Jahrhunderte hinweg die Medizin eine männerdominierte Disziplin war. Erst ab ca. 1900 war es Frauen überhaupt möglich, Medizin zu studieren. Aber auch medizinische Lehrbücher und Forschungsprotokolle konzentrierten sich fast ausschließlich auf männliche Patienten. Frauen wurden oft aus klinischen Studien ausgeschlossen, teils aus paternalistischen Schutzgedanken, teils aufgrund der Annahme, dass hormonelle Schwankungen die Forschungsergebnisse verfälschen könnten. Bis heute sind Frauen in Studien deutlich geringer vertreten.
Die Frauenbewegung der 1960er und 1970er Jahre begann, diese Missstände anzuprangern. Aktivistinnen und Wissenschaftlerinnen wiesen auf die Gefahren hin, die entstehen, wenn medizinisches Wissen hauptsächlich auf männlichen Körpern basiert. Trotz dieser Kritik dauerte es bis in die 1990er Jahre, bis signifikante Veränderungen eintraten.
Die Folgen dieser jahrhundertelangen Vernachlässigung wirken jedoch bis heute nach. Viele medizinische Lehrbücher und Behandlungsleitlinien basieren immer noch auf Forschung, die überwiegend an Männern durchgeführt wurde. Die Erkenntnis, dass Krankheiten sich bei Frauen anders manifestieren können und dass Medikamente unterschiedlich wirken, setzt sich nur langsam durch. Auch in der medizinischen Ausbildung wird dem Thema Geschlechterunterschiede und insbesondere der weiblichen Hormongesundheit oft noch zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

Beispiele für den Gender Health Gap
Übersehen von Symptomen und Fehldiagnosen
Der Gender Health Gap zeigt sich in vielen Bereichen der Medizin und Gesundheitsversorgung, besonders deutlich jedoch im Bereich der Hormongesundheit.
Ein Beispiel, das besonders häufig zur Erklärung des Gender Health Gaps herangezogen wird, sind Herzerkrankungen. Lange Zeit galten Brustschmerzen und Engegefühl als typische Anzeichen eines Herzinfarkts. Diese Symptome sind allerdings deutlich eher typisch für männliche Betroffene. Bei Frauen treten Herzinfarkte jedoch oft mit subtileren Beschwerden wie Müdigkeit, Übelkeit oder Rückenschmerzen auf. Da diese Symptome von Ärztinnen und Ärzten häufig nicht richtig erkannt werden, werden Herzinfarkte bei Frauen deutlich öfter übersehen oder falsch diagnostiziert.
Ein weiteres Beispiel ist die Schmerzwahrnehmung und -behandlung. Zahlreiche Studien belegen, dass Behandelnde Schmerzen bei Frauen tendenziell als weniger stark einschätzen und sie seltener angemessene Schmerzmedikation erhalten als Männer – selbst bei vergleichbaren Beschwerden.
Störungen des weiblichen Hormonhaushalts werden als „typisch weiblich“ oder Stress abgetan
Ein häufig übersehenes Krankheitsbild bei Frauen sind Schilddrüsenerkrankungen. Frauen sind deutlich häufiger von Schilddrüsenproblemen betroffen als Männer, dennoch werden ihre Symptome oft als psychosomatisch abgetan oder falsch diagnostiziert. Die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion wie Müdigkeit, Gewichtszunahme oder Stimmungsschwankungen werden häufig als „typisch weibliche“ Beschwerden oder als Folge von Stress abgetan, anstatt als mögliche Anzeichen einer hormonellen Störung erkannt zu werden.
Ein weiteres Beispiel, das verdeutlicht wie häufig Gesundheitsprobleme bei Frauen „abgetan“ werden, ist das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS), eine der häufigsten hormonellen Störungen bei Frauen im gebärfähigen Alter. Trotz seiner Häufigkeit wird PCOS oft erst spät oder gar nicht diagnostiziert, was zu langfristigen gesundheitlichen Problemen führen kann.
Ignoranz von Medikamenten-Nebenwirkungen und mangelnde Forschung zu frauenspezifischen Krankheitsbildern
Auch in der medikamentösen Therapie zeigen sich Unterschiede: Viele Arzneimittel wurden primär an männlichen Probanden getestet. Daher können Frauen stärkere Nebenwirkungen erleben, da ihre Körper die Wirkstoffe oft anders verstoffwechseln.
Dies gilt insbesondere für Medikamente, die den Hormonhaushalt beeinflussen können. Beispielsweise können orale Verhütungsmittel Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben, was in Studien mit überwiegend männlichen Teilnehmern nicht berücksichtigt wurde.
Aber nicht nur in Medikamentenstudien wurden Frauen lange „übersehen“. Ein zentraler Aspekt des Gender Health Gaps darüber hinaus die Vernachlässigung von Forschung zu kompletten Krankheitsbildern und Gesundheitsproblemen, die überwiegend oder ausschließlich Frauen betreffen, wie beispielsweise Endometriose, Brustkrebs oder Schilddrüsenerkrankungen. Diese Erkrankungen haben oft einen starken Einfluss auf den Hormonhaushalt der Frau, werden aber in der Forschung und klinischen Praxis häufig nicht ausreichend berücksichtigt.
Trotz einer durchschnittlich längeren Lebenserwartung als Männer verbringen Frauen laut Bericht 25% mehr Zeit ihres Lebens in schlechter Gesundheit, was ein alarmierendes Zeichen für den Gender Health Gap ist.
Als Female Health Coach ist es mir ein besonderes Anliegen, Frauen über diese Themen aufzuklären und sie dabei zu unterstützen, ihre Hormongesundheit selbst in die Hand zu nehmen. Durch gezielte Ernährung, Lebensstilanpassungen und ein besseres Verständnis des eigenen Körpers können wir viel dazu beitragen, hormonelle Störungen zu vermeiden oder besser zu bewältigen.

Sind auch Männer vom Gender Health Gap betroffen?
Obwohl der Begriff „Gender Health Gap“ primär die Benachteiligung von Frauen im Gesundheitssystem beschreibt, sind auch Männer in gewisser Weise von diesem Phänomen betroffen. Zum einen werden männerspezifische Erkrankungen wie Prostatakrebs oder erektile Dysfunktion oft tabuisiert und unzureichend erforscht. Darüber hinaus werden Männer bei als frauentypisch angesehenen Krankheiten benachteiligt, wie etwa Osteoporose, Depression oder Brustkrebs. Genau wie bei den Frauen, werden auch bei Männern bei den genannten Erkrankungen häufig zunächst Fehldiagnosen gestellt, da Ärztinnen und Ärzte eher von anderen Gründen für die von Männern beschriebenen Beschwerden ausgehen.
Männer sind daher eher in Bereichen wie psychischer Gesundheit oder Prävention unterversorgt.
Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit
Der Gender Health Gap hat weitreichende Folgen, die weit über das individuelle Wohlbefinden hinausgehen und die öffentliche Gesundheit als Ganzes betreffen.
Gesundheitliche Folgen für Frauen
Die unmittelbarsten Auswirkungen des Gender Health Gaps zeigen sich in den gesundheitlichen Folgen für Frauen. Fehldiagnosen, verzögerte Behandlungen und unangemessene Therapien führen nicht nur zu mehr Krankheitstagen von Frauen, sondern auch zu vermeidbaren Komplikationen. Frauen leiden häufiger unter chronischen Schmerzen und Autoimmunerkrankungen, die oft nicht rechtzeitig erkannt oder angemessen behandelt werden. Die Tatsache, dass Frauen bei der Medikamentenentwicklung unterrepräsentiert sind, kann zu unerwarteten Nebenwirkungen von Medikamenten und damit zu schlechteren Behandlungsergebnissen führen. Langfristig resultiert dies in einer geringeren Lebensqualität und einer erhöhten Krankheitslast für Frauen.
Ökonomische Konsequenzen
Die ökonomischen Auswirkungen des Gender Health Gaps sind beträchtlich. Verzögerte oder falsche Diagnosen führen zu unnötigen Gesundheitsausgaben und verlängerten Krankheitszeiten. Dies belastet nicht nur das Gesundheitssystem, sondern auch die Wirtschaft durch Produktivitätsverluste. Frauen, die aufgrund unzureichender medizinischer Versorgung länger oder häufiger krank sind, fehlen am Arbeitsplatz oder können ihr volles berufliches Potenzial nicht ausschöpfen. Zudem entstehen zusätzliche Kosten durch die Behandlung von Komplikationen, die bei frühzeitiger und angemessener Versorgung hätten vermieden werden können. Die Forschung zu frauenspezifischen Gesundheitsproblemen wird oft vernachlässigt, was Innovationen und potenzielle wirtschaftliche Chancen in diesem Bereich verhindert.
Soziale Implikationen
Die sozialen Folgen des Gender Health Gaps sind tiefgreifend. Die ungleiche Gesundheitsversorgung verstärkt bestehende Geschlechterungleichheiten und kann die soziale und berufliche Teilhabe von Frauen beeinträchtigen. Frauen, die aufgrund gesundheitlicher Probleme in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt sind, haben oft geringere Karrierechancen und verdienen weniger. Dies führt zu finanziellen Nachteilen und kann die soziale Ungleichheit weiter verstärken. Darüber hinaus kann das Vertrauen in das Gesundheitssystem sinken, wenn Frauen das Gefühl haben, dass ihre gesundheitlichen Bedürfnisse nicht ernst genommen werden. Dies kann dazu führen, dass Frauen zögern, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, was wiederum weitere negative Folgen für ihre Gesundheit nach sich zieht.
Ursachen des Gender Health Gap
Die Ursachen des Gender Health Gaps sind vielschichtig und komplex. Ein wichtiger Punkt ist, dass Frauen in medizinischen Studien oft unterrepräsentiert sind. Durch die fehlenden geschlechtsspezifischen Daten wissen wir zu wenig darüber, wie Krankheiten speziell bei Frauen verlaufen und welche Behandlungen am besten wirken. Auch in der Ausbildung von Ärzten und in der täglichen Praxis gibt es oft unbewusste Vorurteile. Das kann dazu führen, dass Beschwerden von Frauen falsch eingeschätzt oder nicht ernst genug genommen werden.
Dazu kommen Probleme im Gesundheitssystem selbst. Viele Leitlinien für Diagnosen und Behandlungen berücksichtigen die besonderen Bedürfnisse von Frauen nicht ausreichend. Gesellschaftliche Themen spielen ebenfalls eine Rolle. Manche Gesundheitsprobleme von Frauen werden in der Öffentlichkeit kaum besprochen. Außerdem kümmern sich Frauen oft mehr um Familie und Pflege, wodurch sie ihre eigene Gesundheit vernachlässigen können.
Ein weiteres Problem ist die Verteilung von Forschungsgeldern. Für typische Frauenkrankheiten steht oft weniger Geld zur Verfügung. Um den Gender Health Gap zu überwinden, müssen wir in vielen Bereichen umdenken – sowohl im Gesundheitssystem als auch in der Gesellschaft insgesamt.
Aktuelle Initiativen und Fortschritte – Best Practice Beispiele
In den letzten Jahren hat sich einiges getan, um den Gender Health Gap zu verkleinern. Immer mehr Menschen erkennen, wie wichtig es ist, die Gesundheit von Frauen besser zu verstehen und zu behandeln.
So gibt es zunehmend Initiativen, die sich auf die Forschung zu Krankheiten konzentrieren, die Frauen überproportional betreffen, wie zum Beispiel Endometriose oder Autoimmunerkrankungen. Organisationen wie die „Endometriosis Foundation of America“ setzen sich dafür ein, mehr Forschungsförderung und öffentliche Aufmerksamkeit auf diese Themen zu lenken, um bessere Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln.
In vielen Ländern wurden darüber hinaus spezielle Gesundheitszentren eingerichtet, die sich auf die Bedürfnisse von Frauen konzentrieren. Diese Zentren bieten umfassende medizinische Versorgung, Aufklärung und Präventionsprogramme, die auf frauenspezifische Erkrankungen abgestimmt sind. Ein Beispiel dafür sind die Frauengesundheitszentren in Kanada, die ganzheitliche Ansätze verfolgen und den Zugang zu Gesundheitsdiensten erleichtern.Viele Universitäten und Krankenhäuser haben inzwischen spezielle Abteilungen für Frauengesundheit eingerichtet. Dort forschen Ärzte gezielt an Krankheiten, die Frauen häufiger oder anders betreffen.
Auch haben einige medizinische Fakultäten begonnen, geschlechtsspezifische Inhalte in ihre Lehrpläne zu integrieren. Dies geschieht durch spezielle Module und Kurse, die Medizinstudenten über die Unterschiede in der Gesundheit von Männern und Frauen aufklären. Ein Beispiel ist das Projekt „Geschlecht in der Medizin“ in Deutschland, das darauf abzielt, Medizinstudenten für die Bedeutung des Geschlechts in der Gesundheitsversorgung zu sensibilisieren.
Weiterhin gibt es auch immer mehr Aufklärungskampagnen. Sie informieren Frauen und Ärzte über typisch weibliche Krankheitszeichen. Ein Beispiel ist die Kampagne „Go Red for Women“ in den USA, die darauf abzielt, Frauen über die Symptome von Herzkrankheiten aufzuklären und die Bedeutung der Früherkennung zu betonen. Diese und andere Kampagnen helfen, Krankheiten bei Frauen früher zu erkennen und besser zu behandeln.
Und last but not least wurden in einigen Ländern gesetzliche Regelungen eingeführt, die eine geschlechtssensible Gesundheitsversorgung fördern. In den USA beispielsweise schreibt das „NIH Revitalization Act“ vor, dass Frauen in klinischen Studien angemessen vertreten sein müssen. Solche Gesetze helfen, die Forschung zu diversifizieren und die medizinische Versorgung gerechter zu gestalten.

Zukünftige Herausforderungen und Lösungsansätze
Der Gender Health Gap stellt uns vor große Herausforderungen, bietet aber auch Chancen für eine bessere Gesundheitsversorgung für alle. Eine der größten Aufgaben ist es, das Bewusstsein für geschlechtsspezifische Unterschiede in der Medizin weiter zu schärfen – sowohl bei medizinischem Personal als auch in der Öffentlichkeit.
Eine wichtige Herausforderung ist die Verbesserung der Forschung. Wir müssen sicherstellen, dass Frauen in klinischen Studien angemessen vertreten sind. Nur so können wir die Wirksamkeit und Sicherheit von Medikamenten für alle Geschlechter gewährleisten. Auch die Erforschung frauenspezifischer Erkrankungen wie Endometriose muss weiter verstärkt werden.
In der medizinischen Ausbildung ist es entscheidend, geschlechtsspezifische Aspekte stärker zu berücksichtigen. Zukünftige Ärzte müssen lernen, wie sich Krankheiten bei Frauen und Männern unterschiedlich äußern können. Dies hilft, Fehldiagnosen zu vermeiden und die Behandlung zu verbessern.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Anpassung von Diagnose- und Behandlungsleitlinien. Diese müssen die Unterschiede zwischen den Geschlechtern berücksichtigen, um eine individuellere und effektivere Versorgung zu ermöglichen.
Die zunehmende Digitalisierung und der Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Medizin bieten Chancen, aber auch Risiken. Es ist wichtig sicherzustellen, dass KI-Systeme mit geschlechtergerechten Daten trainiert werden, um Verzerrungen zu vermeiden und den Gender Health Gap nicht weiter zu verstärken.
Lösungsansätze umfassen:
- Gezielte Förderung von Forschungsprojekten zu Frauengesundheit
- Einführung von Quoten für die Beteiligung von Frauen in klinischen Studien
- Integration von Gendermedizin als Pflichtfach in medizinische Studiengänge
- Entwicklung geschlechtsspezifischer Behandlungsleitlinien
- Aufklärungskampagnen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit und zum Empowerment von Patientinnen
- Förderung von Frauen in medizinischen Führungspositionen

Fazit
Der Gender Health Gap stellt eine bedeutende Herausforderung für unser Gesundheitssystem und unsere Gesellschaft dar. Er offenbart tiefgreifende Ungleichheiten in der medizinischen Versorgung, Forschung und Behandlung zwischen den Geschlechtern, die weitreichende Folgen für die Gesundheit und Lebensqualität von Frauen haben. Die genannten Beispiele verdeutlichen, wie der Gender Health Gap zu Fehldiagnosen, Unterversorgung und sogar lebensbedrohlichen Folgen für Frauen führen kann. Solche Ungleichheiten in der Gesundheitsversorgung sind nicht hinnehmbar und müssen dringend behoben werden.
Zwar können gesellschaftliche Rollenbilder, die Männern Stärke und Unverwundbarkeit zuschreiben, Männer davon abhalten, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dennoch ist unbestritten, dass die systematischen Benachteiligungen im Gesundheitssystem Frauen deutlich stärker treffen. Um eine gerechtere Gesundheitsversorgung für alle Geschlechter zu schaffen, müssen die spezifischen Bedürfnisse sowohl von Frauen als auch von Männern angemessen berücksichtigt werden.
Die gesundheitlichen, sozialen und ökonimischen Auswirkungen des Gender Health Gaps zeigen, dass seine Überwindung nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch eine notwendige Maßnahme zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit, zur Stärkung der Wirtschaft und zur Förderung einer gleichberechtigten Gesellschaft ist.
Die Überwindung des Gender Health Gaps ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie erfordert das Zusammenspiel von Politik, Forschung, Gesundheitswesen und Öffentlichkeit. Nur so können wir eine gerechtere und effektivere Gesundheitsversorgung für alle Geschlechter erreichen. Erfreulicherweise wächst das Bewusstsein für diese Problematik, und es gibt zunehmend Initiativen und Fortschritte, um den Gender Health Gap zu schließen. Von der Einrichtung spezialisierter Frauengesundheitszentren über die Integration von Gendermedizin in die medizinische Ausbildung bis hin zu gezielten Forschungsprogrammen und politischen Maßnahmen werden wichtige Schritte unternommen.
Auch wenn noch viel zu tun bleibt, zeigen die Initiativen und Best-Practice-Beispiele, dass es Fortschritte gibt, um den Gender Health Gap zu schließen. Das Ziel ist eine Medizin, die die Bedürfnisse von Frauen und Männern gleichermaßen berücksichtigt.