Mythen und Fakten: Was du wirklich über Impfungen wissen solltest

Impfungen gehören zu den größten Errungenschaften der modernen Medizin. Sie haben Millionen von Leben gerettet und zahlreiche schwere Krankheiten eingedämmt oder sogar ausgerottet. Dennoch kursieren viele Mythen und Missverständnisse über Impfungen, die zu Verunsicherung führen können. In diesem Artikel möchte ich über einige der häufigsten Mythen aufklären und dir fundierte Fakten über Impfungen vermitteln.

Impfungen

Nicht erst seit Corona sind Impfungen ein umstrittenes Thema. Der Begriff „Impf-Gegner“ hat sich seitdem aber deutlich mehr verbreitet.

Ich persönlich würde mich eher als „Impf-Befürworter“ bezeichnen und habe mich selbst und meine Kinder gegen zahlreiche Krankheiten impfen lassen. Natürlich ist es eine ganz persönliche Entscheidung, ob, wann und gegen was man sich oder seine Kinder impfen lassen möchte, in die ich niemandem hineinreden möchte. Viele Dinge können dabei eine Rolle spielen, angefangen von der Angst vor Spritzen, der persönlichen Gefahreneinschätzung in einem gewissen Alter oder aufgrund bestimmter Lebensumstände, vorliegender Vorerkrankungen und so weiter.

Tatsache ist aber, dass Impfungen eine bedeutende Errungenschaft der Menschheit sind, die viel zu unserem heutigen Lebensstandard beigetragen haben. Es kursieren jedoch auch viele hartnäckige Gerüchte über Impfungen, die völlig zu unrecht Ängste – insbesondere bei sehr fürsorglichen Eltern – auslösen können. Aus diesem Grund möchte ich eine Lanze für den „kleinen Pieks“ brechen und mit den Gerüchten aufräumen, um Platz für Fakten zu machen und die Grundlage für eine gute, höchstpersönliche Entscheidung zu schaffen.

Los geht’s…

Mythos 1: Impfen verursacht Autismus


Fakten:

Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis für einen Zusammenhang zwischen Impfungen und Autismus. Dieser Mythos geht auf eine 1998 veröffentlichte Studie zurück, die einen Zusammenhang zwischen der MMR-Impfung (Masern, Mumps, Röteln) und Autismus behauptete. Diese Studie wurde jedoch als Betrug entlarvt und zurückgezogen. Zahlreiche groß angelegte Studien haben seitdem keinen Zusammenhang zwischen Impfungen und Autismus gefunden.1)

Mythos 2: Natürliche Immunität ist besser als Impfungen


Fakten:

Während eine natürliche Infektion in manchen Fällen tatsächlich eine stärkere Immunantwort hervorrufen kann, birgt sie auch erhebliche Risiken für schwere Komplikationen. Impfungen bieten Schutz ohne diese Risiken. Zum Beispiel führt eine Masernerkrankung bei etwa einem von 1000 Fällen zu einer Gehirnentzündung, die tödlich verlaufen oder bleibende Schäden hinterlassen kann. Die Masernimpfung hingegen hat ein extrem geringes Risiko für schwere Nebenwirkungen.

Virus, gegen das man impfen kann
Mythos 3: Impfstoffe enthalten gefährliche Giftstoffe

Fakten:

Jeder Impfstoff durchläuft strenge Sicherheitsprüfungen. Experten überwachen nicht nur vor der Zulassung eines Impfstoffes, sondern auch kontinuierlich die Sicherheit sämtlicher Inhaltsstoffe und die Wirksamkeit des Impfstoffes.

Du hast vielleicht schon einmal gehört, dass Impfstoffe gefährliche Giftstoffe enthalten. Dieser Mythos hält sich hartnäckig, ist aber wissenschaftlich nicht haltbar. Tatsächlich enthalten Impfstoffe nur sorgfältig ausgewählte und in minimalen Mengen dosierte Inhaltsstoffe, die für ihre Wirksamkeit und Haltbarkeit notwendig sind. Stoffe wie Aluminium oder Formaldehyd, die oft als „Giftstoffe“ bezeichnet werden, kommen in viel größeren Mengen natürlich in unserem Körper und in unserer Umwelt vor. Die in Impfstoffen enthaltenen Mengen sind so gering, dass sie keine schädliche Wirkung haben.

Du kannst also beruhigt sein: Die Vorteile des Impfschutzes überwiegen bei weitem die sehr geringen Risiken.

Nachfolgend ein paar Hinweise zu den Stoffen Aluminium, Formaldehyd und Quecksilber, die als Inhaltsstoffe besonders abschreckend wirken und über die sich zahlreiche Gerüchte halten:

Aluminium:

Aluminium wird in einigen Impfstoffen als sogenanntes Adjuvans verwendet. Damit wird ein Hilfsstoff in Impfstoffen und anderen pharmazeutischen Produkten bezeichnet, der die Wirkung des Hauptwirkstoffs verstärkt, ohne selbst eine direkte pharmakologische Wirkung zu haben. Adjuvantien haben in Impfstoffen mehrere wichtige Funktionen, darunter die Verstärkung der Immunantwort auf das Antigen sowie die dadurch mögliche Reduktion der benötigten Antigenmenge im Impfstoff. Die Menge an Aluminium in einer Impfdosis ist deutlich geringer als die, die wir täglich über Nahrung und Umwelt aufnehmen.

Kurz zur Relation: Natürlich befürworte ich keinesfalls die unnötige Aufnahme von Aluminium z.B. durch Kosmetika oder Verpackungen. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist es durchaus möglich, dass Aluminium (zumindest in höheren Dosen) mitverantwortlich für gesundheitliche Beeinträchtigungen ist. Beispiele hierfür sind Belastungen der Nieren oder Leber, Schädigungen der Knochen sowie Entwicklungsstörungen des Gehirns und der Motorik.

Gleichzeitig muss man Folgendes in Relation setzen: Laut Paul-Ehrlich-Institut (der deutschen Bundesbehörde für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel), enthalten die in Deutschland zugelassenen Impfstoffe zwischen 0,125 und 0,82 Milligramm Aluminium pro Impfdosis. Die Aufnahme über die Nahrung liegt bei Erwachsenen meistens sogar täglich deutlich darüber (ca. 1,7 bis 13 Milligramm!). Dazu kommt noch die Aufnahme von Aluminium aus Kosmetika, Arzneimitteln oder Materialien mit Lebensmittelkontakt. Vor einer Impfung sollte man daher keine Bedenken aufgrund des enthaltenen Aluminiums haben!2) 3)

Formaldehyd:

Formaldehyd kann in hohen Konzentrationen gesundheitsgefährdend sein. Es kann Schleimhäute reizen, allergische Reaktionen auslösen und bei langfristiger Exposition in sehr hohen Mengen sogar krebserregend wirken, besonders im Nasen-Rachen-Raum. In Impfstoffen dient Formaldehyd hauptsächlich dazu, Krankheitserreger abzutöten und Bakteriengifte zu inaktivieren. Es wird vor allem bei der Herstellung von Totimpfstoffen verwendet. Nach dem Produktionsvorgang wird das Formaldehyd weitgehend entfernt. In den fertigen Impfstoffen sind deshalb nur noch Spuren davon enthalten, die weit unter den gesetzlich festgelegten Grenzwerten liegen.

Wir nehmen jedoch auch Formaldehyd über die Nahrung auf, und sogar unser Körper selbst produziert den Stoff. Zum Vergleich: Mit der Nahrung nehmen wir täglich bis zu 14 mg Formaldehyd auf, und unser Körper produziert selbst etwa 50 mg pro Tag als natürliches Stoffwechselprodukt.4) Die maximal zulässige Menge in Impfstoffen beträgt laut Europäischem Arzneibuch 200 μg/ml, wobei die tatsächlichen Konzentrationen in Impfstoffen weit unter diesen Werten liegen.5)

Quecksilber:

Quecksilber ist in höheren Dosen gesundheitsgefährdend, da es als Neurotoxin wirken und zu neurologischen Entwicklungsstörungen führen kann. Früher wurde Thiomersal (eine Quecksilberverbindung) als Konservierungsmittel in Impfstoffen eingesetzt, um Bakterien und Pilze abzutöten. Heute ist es jedoch fast gart nicht mehr oder nur noch in winzigen Restmengen in Impfstoffen enthalten. Es geht daher keine Gesundheitsgefährdung aufgrund von Quecksilberbelastung von Impfungen aus.6)

Mythos 4: Impfungen überladen das Immunsystem


Fakten:

Unser Immunsystem ist täglich mit Tausenden von Antigenen konfrontiert. Die in Impfstoffen enthaltenen Antigene stellen keine Überlastung dar. Ein Säugling könnte theoretisch 10.000 Impfungen auf einmal erhalten, ohne dass sein Immunsystem überfordert wäre. Moderne Impfstoffe sind hochgereinigt und enthalten nur wenige, immunologisch wichtige Bestandteile. Während früher ein einzelner Keuchhusten-Impfstoff etwa 3.000 Antigene enthielt, umfassen heute alle empfohlenen Impfungen in den ersten zwei Lebensjahren zusammen nur etwa 150 Antigene! 7)

Auch wenn dein Körper oder der Körper deines Kindes also auf eine Impfung „reagiert“, heißt das keinesfalls, dass das Immunsystem mit dem Impfstoff überlastet ist! Die Reaktion des Körpers zeigt nur, dass das Immunsystem arbeitet und eine Verteidigung aufbaut. Also ein gutes Zeichen! Wenn du leichte Symptome wie Kopfschmerzen oder Fieber hast, bedeutet das, dass dein Körper seine Energie in die Abwehr lenkt. Dabei setzt er sich mit dem fremden Eiweiß auseinander und bildet Antikörper sowie Gedächtniszellen. Gleichzeitig trainiert die Impfung auch dein angeborenes Immunsystem. In der Regel sind Impfreaktionen also unbedenklich und zeigen lediglich, dass dein Körper den gewünschten Schutz gegen die Krankheit aufbaut.

Mythos 5: Impfungen sind nicht mehr nötig, da die Krankheiten ausgerottet sind


Fakt:

Viele gefährliche Krankheiten wie Masern, Polio oder Diphterie sind dank Impfungen tatsächlich ziemlich selten geworden, vor allem bei uns in Deutschland. Trotzdem existieren diese Krankheiten noch! Ohne kontinuierliche Impfungen, z.B. weil Impfprogramme beendet werden, bevor die Krankheit tatsächlich ausgerottet ist, könnten sie sich innerhalb weniger Jahre wieder ausbreiten. Ein Beispiel dafür sind die Masern: 2019 gab es weltweit die höchste Zahl an Infektionen seit 23 Jahren, unter anderem weil die Impfquoten zurückgingen. Die Pocken sind bisher die einzige durch Impfungen ausgerottete Krankheit, und dies auch erst nach jahrzehntelanger Bemühung der WHO. 8)

Mythos 6: Impfungen verursachen die Krankheit, gegen die sie schützen sollen

Fakten:

Der Mythos, dass Impfstoffe die Krankheit auslösen können, gegen die sie schützen sollen, kommt sehr wahrscheinlich daher, dass es sogenannte Totimpfstoffe sowie Lebendimpfstoffe gibt. Totimpfstoffe enthalten nur abgetötete Erreger und können daher keine Krankheiten auslösen. Bei Lebendimpfstoffen, wie z.B. der Masern-Impfung, werden abgeschwächte, noch lebende Erreger verwendet. Dadurch kann es zu einer abgeschwächten Form der Krankheit kommen, die aber in der Regel harmlos verläuft und mit der eigentlichen Krankheit nicht vergleichbar ist. Bei Masern passiert dies bei etwa 5% der geimpften Personen, die dann leichte Symptome wie Hautausschlag und Fieber entwickeln können. Schwere Verläufe sind jedoch äußerst selten und treten meist nur bei Personen mit unentdeckten Vorerkrankungen auf. Es ist wichtig zu verstehen, dass das Risiko einer Erkrankung durch die Impfung um ein Vielfaches geringer ist als das Risiko der eigentlichen Krankheit.9)

Mythos 7: Impfungen sind nur für Kinder wichtig


Fakten:

Klar, bei Kindern im Alter von 0 bis 3 Jahren stehen unglaublich viele Impfungen innerhalb kürzester Zeit an. Diese sind auch alle wichtig und aus gutem Grund von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen!

Aber auch Erwachsene benötigen Auffrischimpfungen und sollten ihren Impfstatus regelmäßig überprüfen lassen! Besonders Erwachsene ab 60 Jahren sollten auf diese Form der Prävention zurückgreifen. Mit zunehmendem Alter wird das Immunsystem schwächer, was den Körper anfälliger für Infektionen macht und das Risiko für schwere Krankheitsverläufe erhöht. Besonders wichtig sind die jährliche Grippeimpfung, die Pneumokokken-Impfung und die Impfung gegen Gürtelrose (Herpes Zoster).10)

Ärztin mit Maske und Impfnadel
Weitere Fakten über Impfungen

Lass uns den Blick auf ein paar weitere Fakten werfen:

  1. Wirksamkeit: Impfungen haben Millionen von Leben gerettet. Die Pocken wurden ausgerottet, Polio steht kurz davor. Masern, Mumps, Röteln und viele andere Krankheiten sind in geimpften Populationen selten geworden! Aus diesem Grund: Chapeau! Wir können guten Gewissens sagen, dass der kleine Pieks den kurzen Schmerz wert ist!
  2. Herdenimmunität: Impfungen schützen nicht nur den Einzelnen, sondern auch die Gemeinschaft. Wenn ein Großteil der Bevölkerung geimpft ist, können sich Krankheitserreger nicht mehr leicht ausbreiten. Dies schützt auch diejenigen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können und es aus diesem Grund auch völlig zurecht ablehnen, sich pieksen zu lassen.
  3. Sicherheit: Impfstoffe durchlaufen strenge Sicherheitstests, bevor sie zugelassen werden! Auch nach der Zulassung werden sie kontinuierlich überwacht. Die Risiken schwerer Nebenwirkungen sind extrem gering im Vergleich zu den Risiken der Krankheiten, gegen die geimpft wird. Eine echte Nutzen-Risiken-Abwägung müsste bei den meisten Menschen eindeutig die Entscheidung für die Impfung ergeben!
  4. Wirtschaftlicher Nutzen: Impfungen sind eine der kosteneffektivsten Gesundheitsmaßnahmen. Sie verhindern teure Behandlungen und Krankenhausaufenthalte und reduzieren Arbeitsausfälle.
  5. Globale Gesundheit: Impfprogramme haben weltweit zur Verbesserung der Gesundheit beigetragen. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der globalen Bemühungen zur Reduzierung von Kindersterblichkeit und zur Verbesserung der allgemeinen Gesundheit.
Fazit


Impfungen sind ein wichtiges Instrument der öffentlichen Gesundheit. Sie basieren auf solider wissenschaftlicher Forschung und haben sich als sicher und effektiv erwiesen. Trotz der kursierenden Mythen zeigen die Fakten deutlich den Nutzen von Impfungen. Es ist wichtig, sich bei Fragen zu Impfungen an vertrauenswürdige Quellen wie Ärzte oder offizielle Gesundheitsbehörden zu wenden. Deine Entscheidung für Impfungen schützt nicht nur dich, sondern trägt auch zum Schutz der gesamten Gemeinschaft bei.


Inhalt der Webseite: Die Inhalte dieser Webseite wurden sorgfältig und nach aktuellem Kenntnisstand der Autorin erstellt. Die Informationen auf diesem Blog dienen ausschließlich dem Zweck, sich zu informieren und stellen keine professionelle medizinische Beratung oder gar Diagnostik dar. Bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden konsultiere bitte einen qualifizierten Arzt oder Ernährungsberater. Die Nutzung der bereitgestellten Informationen erfolgt auf eigene Verantwortung.


Quellen:

1) https://www.acpjournals.org/doi/10.7326/M18-2101

2) https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/aluminium-7609

3) https://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zu_aluminium_in_lebensmitteln_und_verbrauchernahen_produkten-189498.html

4) https://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/chemie/toxische_reaktionsprodukte/formaldehyd/index.htm

5) https://www.vorsorgemedizin.st/infektion-impfung/was-sie-ueber-infektion-und-impfung-wissen-sollten/inhaltsstoffe-von-impfungen

6) https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/wiss-publikationen-volltext/bundesgesundheitsblatt/2004/2004-thiomersal-impfungen.pdf?__blob=publicationFile&v=2

7) https://www.mdr.de/wissen/faktencheck/faktencheck-impfung-immunsystem-kinder-100.html

8) https://www.fernarzt.com/magazin/ausgerottete-krankheiten/

9) https://impf-dich.org/de/impf-info/allgemein/impfmythen-widerlegt

10) https://www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-erwachsene/


Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert